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Einen eigenen Kompost richtig anlegen und Kompost selber herstellen
In diesem Beitrag wollen wir die Basics beschreiben, Kompostieren für Anfänger eben. Denn viele Gartenneulinge (Kompostneulinge) haben Fragen über Fragen im Kopf, die wir hoffentlich im Folgenden beantworten können.
- Wie kompostiere ich richtig?
- Eigener Kompost – wie geht das?
- Kompost richtig schichten, Kompost durchmischen, Kompost umsetzen – was gibt es zu beachten?
- Wie kompostiert man Rasenschnitt und wie kompostiert man Laub?
- Wie befüllt man einen Komposter?
- Warum wird Kompost eigentlich warm? Und wie lange braucht Kompost bis die Rotte abgeschlossen ist?
In der Natur entsteht guter Humus automatisch…
Organische Materialien wie Blätter, Früchte, Ausscheidungen, tote Pflanzen/Tiere bilden eine dünne Schicht auf dem Boden und werden dort von Würmern, Pilzen und Mikroorganismen zersetzt. Dabei werden die Nährstoffe freigesetzt und dienen als natürlicher Kompost den Pflanzen als Nährstoffquelle. Auf diese Weise entstehen über die Jahrhunderte einige Zentimeter neuer Boden.
Weil diese natürliche Form der Streukompostierung im eigenen Garten nicht ästhetisch ist und der verstreute Biomüll Tiere anlocken kann, wird der Kompost im Garten gesammelt angelegt. Dazu wird meist entweder ein offener Komposthaufen (Kompostmiete) angelegt oder ein Komposter-Behälter genutzt.
Es gibt mindestens zwei Gute Gründe zu kompostieren. Zum einen ist es eine einfache Art, um Biomüll lokal zu entsorgen. Zum anderen ist eigener Kompost ein „Booster“ für Garten und Balkon.
Im Folgenden werden wir dir Komposterde so richtig schmackhaft machen. Und wenn du dann überzeugt bist, aber ein eigener Kompost trotzdem nichts für dich ist, kannst du immernoch Komposterde kaufen.
Kompost als Nährstofflieferant
Mit all seinen Nährstoffen ist er der perfekte selbstgemachte Dünger für die eigenen Beete. Denn ohne organisches Material ist der Boden tot und die Pflanzen im Garten kümmern vor sich hin. Komposterde hingegen speichert die Nährstoffe, und gibt sie wieder frei, sobald sie benötigt werden. Da die Pflanzen Nährstoffe verbrauchen, sinkt der Anteil organischen Materials im Laufe der Zeit auf bis zu 1%. Deswegen sollte regelmäßig Kompost ausgebracht werden.
Hier ein paar Beispiele für essenzielle Nährstoffe, die Komposterde liefert:
- Stickstoff!
- Phosphor für die Früchte und Blüten
- Kalium für die Wurzeln
- Schwefel für die Samen und für die Widerstandskraft
- Calcium für das Wachstum
- Magnesium für die Chlorophyllbildung
Kompost für die Bodenqualität
Darüber hinaus ist Kompost aber auch wichtig für eine gute Witterungsbeständigkeit des Bodens.
- Bei Trockenheit verhindert das organische Material im Kompost nämlich, dass sandiger Boden zu schnell austrocknet. Stattdessen hält der Kompost den Sand zusammen (ein bisschen wie Klumpen), sodass das Wasser aufgenommen werden kann.
- Bei Nässe sorgt der Kompost dafür, dass vor allem bei tonigem Boden das Wasser besser abfließen kann, und zwar nicht nur in oberflächlichen Rinnsalen. Die Komposterde lockert nämlich den Boden auf und verhindert eine harte „Kruste“ an der Oberfläche. Dadurch verteilt sich das Wasser, und gleichzeitig gelangt Luft „zum Atmen“ in den Boden.
Hier noch ein paar weitere Argumente für Kompost im Garten:
- Kompost beeinflusst insbesondere auch den Vitamin C-Gehalt der Ertragspflanzen im Garten.
- Der Boden erwärmt sich im Frühjahr schneller, da Kompost in der Regel dunkler gefärbt ist als der normale Boden.
- Kompost kann sauren Boden neutralisieren.
- Künstliche Dünger und damit unnatürliches Wachstum der Pflanzen begünstigen Schädlinge und Krankheiten
Kompost als Lebensraum
Übrigens könnte man auch sagen, dass ein eigener Kompost im Trend liegt: Da das Artensterben in aller Munde ist, kann ein Komposter oder Komposthaufen die Biodiversität im Garten erhöhen. Weil er vielen Lebenwesen eine Heimat bietet und somit den eigenen Garten zum Erlebnisraum macht.
Zu den Bewohnern des Komposthaufens gehören neben 80-90% Bakterien (z.B. Aktinomyzeten) und den Kompostwürmern beispielsweise auch Pilze, Käfer, Springschwänze und Schnecken (keine Sorge: die Schneckenarten im Kompost gefährden die Salatpflanzen im Gemüsebeet nicht sondern ernähren sich von abgestorbenen Pflanzenteilen. Und wenn doch einmal die „bösen“ Schnecken ihre Eier am Kompost ablegen, kennt man den Ort, an dem man am besten Schnecken „sammeln“ kann).
Den richtigen Platz für den eigenen Kompost wählen
Um einen Komposthaufen anzulegen, benötigt man nicht viel, aber zumindest ein bisschen Platz. Und wo sollte man den Komposter aufstellen oder den Komposthaufen anlegen?
- auf einem wasserdurchlässigen Untergrund, am besten Boden/Erde, notfalls auch auf Pflaster mit Zwischenräumen,
- an einem gut erreichbaren Platz (auch im Winter bei Glätte),
- idealerweise windgeschützt und halbschattig.
Bzgl. der Entfernung zum Nachbarn gibt es kaum gesetzliche Vorgaben. Je nach Bundesland gibt es nämlich keinen Mindestabstand zu Grundstücksgrenze oder der Mindestabstand beträgt weniger als einen Meter (Achtung: Wir sind keine Juristen und diese Aussage stellt keine juristische Beratung dar.) Der Nachbar muss den Komposthaufen dulden. Umgekehrt muss der Kompostbesitzer jedoch auch dafür Sorgen tragen, dass der Kompost möglichst wenig Geruchsbelästigung darstellt.
Aber ein guter Kompost (den will man ja ohnhin haben, damit die Komposterde guten Gewissens ausgebracht werden kann) stellt ohnehin keine Geruchsbelästigung dar. Denn wenn nur geeignetes Material auf den Kompost gegeben wird , wird der Kompost nicht zu feucht (s.u.). Und dann sollte der Kompost auch den Nachbarn nicht stören. Trotzdem empfiehlt es sich, den Kompost an einem Ort anzulegen, wo der Nachbar sich nicht regelmäßig längere Zeit aufhält (Terasse).
Den Kompost anlegen
Ist der richtige Ort für den eigenen Kompost gewählt, stellt sich die Frage: offener Kompost oder Komposter-Behälter? Kompostbehälter halten das Innenleben zusammen. Bei wenig Platz würden wir einen Komposter einem Komposthaufen vorziehen, da das Material mehr nach oben geschichtet werden kann statt in die Breite zu fallen.
Für den ersten eigenen Kompost benötigt man etwas Geduld, da die Helferlein der Natur zunächst den Kompost besiedeln müssen. Um den Vorgang zu beschleunigen, kann man Kompoststarter kaufen oder Kompostbeschleuniger nutzen. Alternativ kann man auch einen befreundeten Gartenbesitzer um ein wenig Kompost bitten und damit den Kompost anlegen.
Wer mag, kann den Kompost noch abdecken, beispielsweise mit einem Vlies, alten Teppich oder Holzdeckel. Auf diese Weise wird er vor direkter Sonneneinstrahlung und Nässe geschützt. Trotzdem sollte die Abdeckung luftdurchlässig sein.
Was darf auf den Kompost und was nicht?
Kurz gesagt darf alles organische Material auf den Kompost, nämlich Pflanzen(-teile) und theoretisch auch Tiere. Allerdings sollte alles möglichst unbelastet sein (d.h. ohne Krankheitserreger, Chemikalien, Schwermetalle), sodass einige Materialien nicht empfohlen werden. Außerdem sollte es möglichst naturbelassen sein, also z.B. nicht gekocht.
Für eine detaillierte Auflistung, sieh dir gern den Artikel Was darf auf den Kompost? an.
Heißrotte und Kaltrotte – oder: wie lange braucht Kompost?
Bei der Art der Kompostierung wird zwischen Heißrotte/Heißkompostierung und Kaltrotte/Kaltkompostierung unterschieden. Aber warum wird Kompost denn warm?
Wenn auf einmal eine große Lage organischen Materials (Grasschnitt, Baumschnitt) aufgeschichtet wird, dann arbeiten die Organismen innerhalb dieser abgeschlossenen Schicht auf Hochtouren und der Kompost erhitzt sich dadurch. Als Folge dieser Heißkompostierung geht die Kompostierung schneller im besten Fall ist die Kompostierung nach 8 Wochen abgeschlossen (das gelingt aber im privaten Umfeld selten, realistisch ist eine Zeit bis zu 6 Monaten). Postivier Nebeneffekt: Unkrautsamen können nicht überleben.
Wenn die Abfälle in kleinen Mengen auf den Kompost wandern, nämlich bei der Kaltkompostierung, dauert die Zersetzung länger, frühestens nach einem Jahr sollte man den Kompost leeren.
Bei der Heißkompostierung gibt es mehrere Temperaturphasen.
- Sobald die Lage an organischem Material auf den Kompost kommt, beginnt die WARME PHASE, bei der sich die Temperatur schnell erhöht.
- In der HEISSEN PHASE arbeiten die Mikroorganismen. Die Temperatur sollte 50-60 °C betragen.
- Wenn die Mikroorganismen ihr Arbeit „beendet“ haben, kühlt der Kompost ab. In dieser REIFEPHASE wird er von den Organismen besiedelt, die geringere Umgebungstemperaturen benötigen (v.a. Würmer), die die weitere Zersetzung vornehmen.
Bei kaltem Kompost (Kaltrotte) entfallen die beiden ersten Phasen, sodass die Zersetzung ausschließlich von Würmern und Co. erfolgt. Das Mischungsverhältnis zwischen Stickstoff und Kohlenstoff ist bei der Kaltrotte nicht so wichtig. Trotzdem kann man sich am angestrebten Verhältnis 1:30 orientieren und grünes Gut mit braunem Gut ausgleichen.
Grüne und braune Schichten im Kompost
Damit für der Heißrotte die Mikrorganismen wirklich „auf Trab“ kommen, gibt es ein paar Punkte zu beachten. Deswegen empfiehlt es sich, die Temperatur im Kompost regelmäßig mit einem Kompostthermometer zu prüfen. Zum einen muss der Kompost feucht sein, ggf. muss Flüssigkeit hinzugegeben werden. Zum anderen muss das Verhältnis von Stickstoff zu Kohlenstoff passen, im Idealfall beträgt es 1:30.
Der Stickstoff liefert den Organismen die kurzfristige Energie und „zündet“ dadurch den Kompostierungsvorgang. Durch die Zugabe von frischem, grünem Kompostgut kann man den Kompost mit Stickstoff anreichern.
Der Kohlenstoffanteil auf der anderen Seite sorgt für die Struktur im Kompost und verhindert Nässe. Durch altes, braunes Material kann man den Kompost mit Kohlenstoff anreichern.
Natürlich muss aus dem Stickstoff-Kohlenstoff-Verhältnis keine Wissenschaft gemacht werden. Aber wenn beispielsweise sehr viel Grün auf den Kompost kommt, sollte ein bisschen Braun ergänzt werden. Genau genommen kann zwischen vier verschiedenen Schichten unterschieden werden, die sich im Kompost abwechseln sollten.
- dunkelgrün: Grasschnitt, Hühnermist
- hellgrün: Küchenabfälle, Pferdemist, grüne Pflanzen aus dem Garten (Unkraut – Achtung bei den Samen: diese sollten in der Mitte sein, wo es am heißesten ist. Bei besonders hartnäckigen Pflanzen vielleicht sicherheitshalber auf das Kompostieren verzichten)
- hellbraun: Blätter, Stroh, abgestorbene Tomatenpflanzen
- dunkelbraun: Holzschnitzel, Karton, Zeitungspapier
Tipp: Wenn große Mengen Pflanzenschnitt (grün oder braun) anfallen, diese zunächst an einer separaten Stelle lagern und dann bei Bedarf mit auf den Kompost geben. Auf diese Weise kann der Kompost auch im Winter befüllt werden und das Verhältnis zwischen Stickstoff und Kohlenstoff das ganze Jahr über erhalten bleiben.
Tipp: Auch Urin ist ein super Stickstofflieferant, wenn auch nicht im eigentlichen Sinne „grün“. Er kann direkt oder mit Wasser verdünnt auf einen Kompost gegeben werden und so den Kompost mit Stickstoff anreichern, wenn dieser zu trocken ist oder viel holziges Material enthält, das ansonsten nur schwer kompostieren würde.
Den Kompost umsetzen
Häufige Fragen von Hobbygärtnern sind: Warum muss man den Kompost umsetzen? Gibt es auch einen Kompost ohne Umsetzen? Wie soll ich meinen Komposthaufen umsetzen? Die gute Nachricht ist: Nicht jeder Kompost muss umgesetzt werden, sondern nur einen heißen Kompost (Heißrotte) SOLLTE man umsetzen. Bei einem kalten Kompost (Kaltrotte) hingegen gilt: alles kann, nichts muss. Also: Kompost ohne Umsetzen – ja!
Wenn der Kompost allerdings zu feucht ist, sollte er umgesetzt werden, um ihn zu „lüften“ (und um braunes Material mit hohem Kohlenstoffgehalt ergänzt werden). Anschließend können die Organismen wieder ihre Arbeit verrichten. Und in jedem Fall spricht nichts dagegen, den kalten Kompost umzusetzen, um das Material zu durchmischen und Sauerstoff einzuarbeiten.
Und warum muss man den Komposthaufen nun umsetzen?
- Das Umsetzen verhindert, dass der Kompost im Kern zu heiß wird.
- Zudem wird das Äußere des Komposthaufens naturgemäß nicht so heiß. Durch das Umsetzen (Durchmischen) werden auch diese Bereiche kompostiert.
- Außerdem kommt frischer Sauerstoff in den Kompost, sodass die Organismen atmen können und die Kompostierung beschleunigt wird. Denn ohne ausreichend Sauerstoff besteht die Gefahr, dass der Kompost nicht rottet sondern fault.
Folglich muss das Umsetzen des Kompost in der heißen Phase erfolgen.
Übrigens kann man sich auch einen heißen Kompost ohne Umsetzen verwirklichen: Der sogenannte Kompost-Tumbler ist ein Behälter, der einfach gewendet werden kann.
Wann ist der Kompost reif?
Eine Möglichkeit um zu testen „ist der Kompost reif?“ ist der Kressetest. Dabei werden an einem hellen, warmen Platz Kressesamen auf angefeuchteten Kompost gestreut. Wenn der Kompost noch nicht reif ist und die Mikroorganismen noch mit der Umsetzung beschäftigt sind, reagiert die Kresse empfindlich. Dann treibt sie nicht aus oder die Blätter verfärben sich nach kurzer Zeit gelb. Falls sich jedoch nach einer knappen Woche ein grüner Kresseteppich bildet, ist der Kompost fertig gereift.
Den eigenen Kompost nutzen
Wenn der Kompost reif ist, kann man den Kompost ausbringen.
Es empfiehlt sich, den reifen Kompost zu sieben. Die groben Bestandteile können für den neuen Kompost als Beschleuniger genutzt werden Der gesiebte Kompost wird dann flach in die obere Erdschicht des Beetes eingearbeitet. Man kann ein Kompostsieb einfach kaufen, es gibt sogar elektrische Kompostsiebe.
Arthur Schnitzer* empfiehlt dafür folgende jährliche Kompostanwendung.
- Starkzehrer (Kohl, Endivien, Tomaten, Gurken, Mais, Porree, Rhabarber, Zucchini, Sellerie): 8-12l bzw. 3-5kg pro m²
- Mittelzehrer (alles Gemüse von unter der Erde außer Radieschen, Spinat, Kopfsalat, Schnittlauch, Mangold, Fenchel, Kürbis, Erdbeeren) und Obstbäume: 5-7l bzw. 2-3l pro m²
- Schwachzehrer (Petersielie, Bohnen, Erbsen, Feldsalat, Radieschen, Kresse, Kräuter), Blumenbeete und Rasen: 3-5l bzw. 1-2kg pro m²
In unserem eigenen Garten hat es sich bewährt, eigenen Kompost punktuell auszubringen. Dadurch kann Kompost gespart werden, wenn man viele Nutzpflanzen aber wenig Kompost hat. In jedes Pflanzloch geben wir dazu beim Pflanzen 2-3 kleine Schaufeln Kompost. Allerdings funktioniert das nur beim Pflanzen und nicht beim Säen.
Zur Anzucht von Jungpflanzen wird Kompost mit Erde, Sand oder Lehm gemischt. Arthur Schnitzer empfiehlt folgende Mischungen:
- 5 Teile Gartenerde + 2 Teile Kompost + 1 Teil Sand, oder
- 3 Teile Gartenerde + 1 Teil Kompost + 1 Teil Sand oder Gesteinsmehl, oder
- bei lehmhaltiger Erde: 4 Teile Gartenerde + 2 Teile Kompost + 2 Teile Sand (inklusive ein wenig Gesteinsmehl).
Zum Weiterlesen
- Kompostbehälter: Welcher Komposter ist der richtige?
- Agnes Pahler: Das Kompostbuch*
- Monika Biermaier & Ilse Wrbka-Fuchsig: Kompost und Düngung im naturnahen Garten*